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Forschung und Erfahrung

In der Medizin zählen neben Begeisterung vor allem Erfahrung und Forschung

Die Behandlung mit Expositionen, bei denen der Patient – begleitet und unterstützt vom Therapeuten – eine Konfrontation mit dem Auslöser der psychischen Störung auf sich nimmt, spielen eine große Rolle bei der Behandlung etwa von Angststörungen, bei Zwängen und Suchtproblemen, aber auch bei posttraumatischen Belastungsstörungen. Diese Therapie ist durch viele Studien auch schon seit längerem wissenschaftlich begründet und gut erforscht.

Aber eine Exposition ist auch "nicht ohne":

Es können Reaktionen ausgelöst werden, die weder Patient noch Therapeut kontrollieren können

Zuschauer und unbeteiligte Passanten können irritiert werden, auch sich lustig machen oder unangenehm reagieren

Es bedeutet einen erheblichen Zeitaufwand und in manchen Fällen erhebliche Kosten, eine Exposition umzusetzen


Aus diesen Gründen werden in der therapeutischen Wirklichkeit viel zu selten Expositionen eingesetzt - obwohl sie sehr wirksam wären, bei manchen Ängsten z.B. als die wirksamste Therapie überhaupt beschrieben sind. 


Durch die Entwicklung der Unterhaltungselektronik haben sich in den letzten Jahren vielfältige Möglichkeiten ergeben, die Realität "nachzuspielen". Das passiert bei zahlreichen Spielen auf dem PC oder Tablet, selbst die Ergänzung von Realität durch über Brillen eingespielte Simulationen ("Augmented Reality") ist schon möglich. Von daher erscheint es naheliegend, dass auch in ernsthaften therapeutischen Anwendungen solche technischen Möglichkeiten erprobt werden (und erprobt worden sind). 


Dabei finden sich Ansätze mit unterschiedlicher Dichte. So ist die einfachte Möglichkeit, die sich mittlerweile tatsächlich einsetzen lässt, eine VR-Technik, die mittels der immer besser auflösenden Handy-Displays den Eindruck von Räumlichkeit und die Simulation des dreidimensionalen Raums erlaubt. Diese Lösung hat den großen Charme, dass keine spezielle Hardware bis auf eine relativ günstige 3D-Brille ("Google Cardboard" etc.) erforderlich ist, wenn ein geeignetes Handy bereits vorhanden ist – was in Deutschland bei ca. 60% der Erwachsenen anzunehmen ist. 


Komplexere Ansätze nutzen die spezielle 3D-Hardware, die von diversen Herstellern (z.B. Oculus Rift, Sony Playstation 3D, etc.) mittlerweile entwickelt worden ist. Auch das lässt sich noch erweitern. Eine 3D-Brille mit eingebauten Displays, Ton aus mehreren Richtungen, ja selbst Gerüche und Bewegungen lassen sich mittlerweile simulieren und erreichen einen so hohen Anschein von "Realität", dass die therapeutischen Effekte wahrscheinlich nahezu denen der echten Expositionen gleich sind. 

In der Umsetzung von Virtual Reality Exposure Therapy, die im Neuropsychiatrischen Zentrum Hamburg-Altona derzeit entwickelt wird, setzen wir bewusst auf die Nutzung von kostengünstiger Hardware. Unser Ziel ist es nicht, einigen Kliniken eine (tolle, aber teure) technische Umgebung zu bieten, sondern eine im Alltag jedes Psychotherapeuten anstatt einer "echten" Exposition nutzbare Alternative. Das bedeutet, dass wir uns bewusst für den Einsatz von 3D-Brillen entschieden haben, die in Kombination mit einem Handy funktionieren und nicht eine weitere spezielle Hardware erfordern. Wir entwickeln Software (sogenannte Apps), die geeignet ist, zum einen die Therapie zu begleiten, zum anderen die Expositionen auch außerhalb des therapeutischen Zimmers allein zu üben und so die positiven Effekte zu intensivieren. 


Diese Technik ist dabei nur "Medium". Für uns ist der Kontakt zum Therapeuten weiterhin die wichtigste und tragende therapeutische Einheit. Doch erscheint es sinnvoll und klug, die Möglichkeiten moderner Technik zu nutzen, um dem Therapeuten Optionen an die Hand zu geben, besser und schneller Therapieerfolge zu erzielen und um dem Patienten die Chance zu ermöglichen, zu einer guten Stabilisierung zu gelangen und selbst dazu beizutragen. 


Dazu gehört, dass das Niveau der Stimulation stets an die aktuelle Situation angepasst wird, also langsam gesteigert wird. Es ist erforderlich, dass der Therapeut mit dem Patienten gut zusammen arbeitet, dass der Therapeut geschult ist auf die VR-Anwendung und dass die Reaktionen des Patienten sorgfältig beobachtet und bewertet werden 


Wir sehen ein großes Potential auch in dem Zusammenwirken verschiedener Ansätze, etwa in Kombination mit Techniken aus den Bereichen der Achtsamkeits-basierten Therapie oder aus dem Neurofeedback. 


Wenn Sie interessiert sind, von diesen Entwicklungen mehr zu hören oder sogar selbst teilzunehmen, als Patient oder Therapeut, laden wir Sie herzlich ein, sich bei unserem Newsletter anzumelden. Wir werden dann regelmäßig über die Fortschritte und Entwicklungen berichten. 


Zurzeit sind wir in der Antragsphase beim Innovationsfond des G-BA, hier haben wir zusammen mit der KKH und dem Ökumenischen Klinikum Hainich in Mühlhausen sowie dem UKE einen Förderungsantrag gestellt. 


Ängste

Zahlreiche Studien belegen die Effekte

Es sind bereits zahlreiche Studien publiziert, die die positiven Effekte von VR-simulierter Exposition als Unterstützung von Psychotherapie beschreiben. Wichtig ist, dass die VR-Anwendungen nicht allein und ohne Unterstützung begonnen wird. Die psychische Belastung, die durch die realtitätsnah präsentierten Angst-Faktoren hervorgerufen werden können, können ohne psychotherapeutische Begleitung die Ängste eher verstärken anstatt entlasten.
Spezifische Ängste, die mittels VR-Anwendungen behandelt werden können, sind z.B.
- Spinnenangst
- Flugangst
- Höhenangst
u.a.

Zwänge

Hilfreiche Unterstützung von Psychotherapie und Medikation

Gerade bei Zwangsstörungen sind Medikamente effektiv und wirksam – aber im wesentlichen muss eine Unterstützung durch Verhaltensmodulation und psychotherapeutischer Behandlung erfolgen. Auch hier ist der Einsatz von VR in einzelnen Untersuchungen als positiv beschrieben worden. Zwangsstörungen werden oftmals als sehr belastend und einschränkend erlebt – gleichzeitig aber auch ungern zugegeben und berichtet.   

Sucht

Süchte mit "VR" einfangen und überwinden

Besonders spannend sind die Ergebnisse in der Suchtforschung zum Einsatz von VR-Anwendungen. Hier werden Stimuli und Reize über die Applikation in einer VR-Welt geboten und die Fähigkeit zur Kontrolle der Sucht oder zur Abstinenz damit einigermaßen gefahrlos geübt und präsentiert. Auch solche Anwendungen sollten allerdings nicht "allein" geübt werden, sondern mit Hilfe und Unterstützung durch einen (auf diese Form der Therapiebegleitung eingewiesenen) Psychotherapeuten.   

VR-Studie

In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf haben wir einen Studienantrag zur Erforschung von Angsttherapie mit VR-Unterstützung beim Innovationsfond gestellt. 

ATiPP

Im Jahr 2016 haben wir über 1500 Probanden befragt, wie sie telemedizinische Anwendungen in Psychiatrie und Psychotherapie akzeptieren und anwenden würden.

Erfahrung

Die therapeutische Praxis ist uns vertraut – wir arbeiten seit vielen Jahren im Bereich von Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie als zugelassene Vertragsärzte / Vertragspsychotherapeuten. 

Begeisterung

Wir sind nicht nur begeisterte Therapeuten, sondern auch voller aktiver Spannung bei der Betrachtung, Begleitung und Mitgestaltung der neuen digitalen Medizin – eMental Health eben.

Spinnenangst

Eine der häufigsten objekt- oder situationsbezogenen Ängste ist die Angst vor Spinnen. Dabei kommt diese Angst bei etwa 1/4 bis 1/3 aller Erwachsenen, mehr Frauen als Männer, vor. Das Ausmaß der Spinnenangst kann von einem "unangenehmen" Gefühl bis zu einer nicht auszuhaltenden Panik führen. Was genau die Ursache einer solchen Spinnenangst ist, ist noch nicht erforscht – es gibt einige Theorien dazu, die aber nicht bewiesen sind, etwa:

- dass die merkwürdige Bewegungs mittels 8 Beinen,
-die Angst dass die Spinne in irgendwelche Körperöffnungen krabbeln kann oder einfach 
-von der Mutter/ dem Vater übernommene Angstgefühle

Letzten Endes wissen fast alle Betroffenen, dass ihnen die Spinne nichts tun kann  – und dennoch können Sie das Gefühl von Panik und die Reaktionen nicht unterdrücken.
Üblicherweise erfolgt die Therapie hier mit kognitiver Verhaltenstherapie, bei der eine schrittweise Konfrontation mit Spinnen durch den Therapeuten angeleitet wird (die sogenannten Expositionen). Eine Spinnenphobie ist im allgemeinen gut zu behandeln, aber aufwändig, weil der Therapeut  sich vor jeder Sitzung mit Spinnen versorgen muss, um die Konfrontation durchführen zu können. Das Zeigen von Bildern mit Spinnen reicht übrigens nicht aus – auch hierzu gibt es gute Studien, die zeigen, dass ein wirklich effektiver und anhaltender Therapieerfolg damit nicht  erreicht werden kann; das scheint aber nach der Studienlage sehr wohl mit dreidimensionalen Expositionen (Virtual Reality) gehen.   

Flugangst

Nicht selten ist die Angst vor dem Fliegen – und das nicht nur bei gelegentlichen Urlaubsfliegern, sondern auch z.B. bei Menschen, die aus geschäftlichen Gründen fliegen müssen. Insgesamt sind es etwa 15% der Bevölkerung, die unter Flugangst leiden. Als Ursache wird diskutiert, dass es mit 

- Kontrollverlust während des Fluges (man hat es nicht in der Hand)
- Ausgeliefertsein
- Ängste vor einem Absturz
- Fehlendem Verständnis für die Bewegungen und Geräusche beim Fliegen

zu tun haben könnte. 

Es gibt viele Tipps und Tricks, wie man mit gelegentlichen Flügen zurechtkommen kann – etwa bei einer Urlaubsreise einmal im Jahr. Doch bei häufigeren Flügen sollte man sich auch entsprechend unterstützen lassen. Zahlreiche Flugangst-Seminare werden angeboten – teilweise sogar in Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften. Der Einsatz von VR-Anwendungen kann hier eine sehr gute und preisgünstige Alternative darstellen.  

Dazu entwickeln wir eine Anwendung, bei der in abgestufter Belastung eine Flugreise simuliert wird.  

Höhenangst

In mehr oder weniger ausgeprägter Form haben fast alle Menschen Höhenangst – also die Angst, aus einer als unsicher empfundenen Position abzustürzen. Das kann bei  einigen Menschen schon ein Hocker sein, auf den man steigt, um etwas aus einem Hochschrank zu holen, bei anderen ist es ein Abgrund im Gebirge, bei dem es hunderte Meter nach unten geht.  Grundsätzlich ist der Respekt vor der Höhe, vor der Gefahr, die durch einen Sturz entstehen kann, durchaus sinnvoll. Doch wenn es daduch zu erheblichen Einschränkungen kommt, wenn unangemessene Einschränkungen im Alltag zu einer echten Behinderung werden, etwa weil man Brücken nicht mehr übergeht oder überfährt und stattdessen Umwege in Kauf nimmt, dann sollte man sich einer Behandlung zuwenden.

Neben einem kognitiven Verständnis für die Mechanismen und Hintergründe von Höhenangst helfen auch hier Konfrontationen (sogenannte Expositionen), die letztlich in der Realität durchgeführt werden. Das bedeutet, dass der Therapeut sich mit dem Patienten in die  Situation begibt – also z.B. einen hohen Turm besteigt – und dann gemeinsam die Angst ausgehalten wird.  Dadurch wird die Angst im Lauf der Therapie immer weniger und die Beeinträchtigung im Alltag geringer.

Allerdings ist das sehr aufwändig – es kostet Zeit, Vorbereitung und Geld, sich auf solche Ausflüge zu begeben. Auch hier gilt, dass Bilder und Fotos von Höhe nicht ausreichend wirksam sind, sehr wohl aber die dreidimensionalen Simulationen, die durch eine VR-Anwendung erreicht werden können.